Freitag, 22. Juli 2011

Gute Ideen sind nicht gratis

Unternehmen sind heute mehr den je auf der Suche nach innovativen Produkten und Dienstleistungen. Um solche zu generieren nutzen sie nicht mehr nur ihre eigenen kreativen Fähigkeiten, sondern greifen mit Konzepten wie "Open Innovation" (OI) oder "Crowdsourced Innovation" auf externe Kräfte zurück. 


Nun macht Martin Horn in seinem bemerkenswerten Artikel im Inventor's Digest auf eine Problematik aufmerksam, die wir in eigenen Projekten auch bereits festgestellt haben. Immer wieder werden OI-Projekte oder Crowdsourcing mit einem Selbstbedienungsladen verwechselt. Es gibt offenbar ein Missverständnis: "Open" heisst nämlich nicht in erster Linie gratis und frei verfügbar. Vielmehr bedeutet es Kooperation und partnerschaftliches Zusammenarbeiten. 


Damit OI funktioniert, müssen die Beteiligten ihre Ideen anfänglich meist schutzlos offen legen. Nicht alles lässt sich patentieren. Und nicht immer kommt es nach der Ideen- und Konzeptphase auch wirklich zu einem gemeinsamen Projekt oder einem Auftrag. Dennoch werden Konzepte (z.B. Ideen für Werbekampagnen) dann in einigen Fällen trotzdem vom OI-Initiator, ohne den kreativen Partner, umgesetzt. Die Idee ist ja nun ohnehin da und schliesslich liegt die eigentliche Leistung bei der Umsetzung. So die Haltung dieser "Täter". 


Diese Sicht ist falsch und gefährlich. Sie kann zum Bumerang werden. Wer will ein zweites Mal mit einem "Ideenklauer" zusammenarbeiten? Bestimmt nicht die wirklich guten Kreativen. Eine kreative Idee zu erarbeiten ist eine Leistung, die auch honoriert gehört. Auch wenn sie letztlich leicht abgeändert umgesetzt wird. Sollte der "Ideenklauen" bei OI oder Crowdsourcing Schule machen, dann werden Ideen nur noch mit grosser Zurückhaltung präsentiert und aus dem "open" wird rasch wieder ein "closed". Bereits gibt es erste Kreativunternehmen, die an OI-Projekten nicht mehr mitmachen. 


Wenn die Open-Innovation-Gesellschaft funktionieren soll, und ich glaube daran, dann braucht es ein faires "Handelssystem" zwischen Kreativen, Unternehmen und Investoren. In seinem Artikel fordert Maxine Horn genau dies. Er spricht von einer neuen, auf Vertrauen und "Open Protection" basierend Ethik, die sich in der Open Innovation Community etablieren muss. Diese Debatte muss nun geführt werden. 
Doch bereits heute kann man sich entsprechend vorbereiten: Faire Spielregeln sind die Basis für jedes OI-Projekt. Solche im voraus abgeschlossenen "Guidelines", aus welchen ersichtlich wird wer wie von einer gemeinsam geborenen Idee profitieren kann, fördern letztlich den Gedanken der OI und erhöhen damit die Chancen auch wirklich eine innovative Idee zu finden. 

Donnerstag, 7. Juli 2011

Ingenieur ist ein anständiger Beruf

Die Konkurrenzfähigkeit unserer Industrie hängt von den verfügbaren Fachkräften ab. Im Kampf um die künftige globale Konkurrenzfähigkeit der Schweiz brauchen wir deshalb mehr Jugendliche, die sich in Informatik, technischen Berufen oder als Ingenieure ausbilden lassen. Hier haben wir einen Bedarf und Jugendliche gute Zukunftsaussichten.

Und trotzdem: Zu wenige Jugendliche wollen in technische Berufe einsteigen. Wieso? Sind diese Berufe nicht "sexy"? Scheuen unsere Nachwuchskräfte die anspruchsvolle Ausbildung? Oder sind die Löhne zu tief in diesen Berufen? Letzteres regelt der Markt. Die Anforderungen an die Ausbildung dürfen nicht gesenkt werden, das dient niemandem. Was aber das Image der Berufe angeht, so bräuchte es hier tatsächlich eine Informationsoffensive. Wenn es uns gelingt mehr Jugendliche ins Ingenieurwesen, in die Informatik oder andere technische Berufe zu führen, dann sind unsere Steuergelder besser angelegt, als in schlecht gemachte Präventionskampagnen des Bundesamt für Gesundheit ("SmokeFree").

Einst galten Ingenieure die erstaunliche Bauwerke errichteten und technische Innovationen ermöglichten mehr, als reine Finanzhändler, die mit ihren Spekulationen nur sehr wenig Wertschöpfung betreiben. Heute ist das leider anders, aber die Wende wird kommen. Die Frage ist nur: Wo stehen dann die Schweizer Jugendlichen? In der Zukunft oder der Vergangenheit?